In eigener Sache – Erweiterte Vorstandssitzung
(der Rundbrief als pdf zum Download hier)
Am 24. November fand in Münster die erweiterte Präsidiumssitzung der DPG mit den Koordinator:innen der Regionalgruppen in Münster statt. Nazih Musharbash, Präsident der DPG, erklärte einleitend die Position zum Trump-Plan für Gaza und gab einen Überblick über die bisherige Arbeit des Präsidiums. Der offiziell durch den UN-Sicherheitsrat angenommene Trump-Plan negiere das Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser, er trenne die Westbank vom Gazastreifen und sei ein Todesurteil für eine Zweit-Staaten-Lösung. Aber ohne nationale Selbstbestimmung der Palästinenser und ohne einen palästinensischen Staat an der Seite Israels werde es keinen Frieden im Nahen Osten geben.
Musharbash stellte fest, dass sich trotz einseitiger Berichterstattung der Medien und „Staatraison“ als Basis der Politik der Bundesregierung in Deutschland eine überwiegend kritische Haltung zu Israel herausgebildet hat. So halten 57 % aller Deutschen den Völkermordvorwurf gegen Israel für plausibel, 80% lehnen Waffenlieferungen an Israel ab. Der Meinungsumschwung zeigt sich auch an der breiten Solidaritätsbewegung für Palästina, vor allem unter jungen Menschen. Eine Herausforderung für die DPG und die Regionalgruppen wird sein, ob und wie man die verschiedenen Milieus der Palästinasolidarität – traditionelle Organisationen, migrantische Gruppen, junge Aktivist:innen – besser vernetzen kann.
Das Präsidium wies darauf hin, dass die Überarbeitung der DPG-Webseite fast abgeschlossen sei und der Auftritt in den sozialen Medien weiter ausgebaut werden soll, um vor allem jüngeres Publikum zu erreichen. Die Regionalgruppen berichteten ausführlich über ihre beeindruckenden vielfältigen Aktivitäten. Auf der Sitzung wurden zwei Arbeitsgruppen gebildet: 1. eine Arbeitsgruppe zur Vorbereitung einer Festveranstaltung zum 40-jährigen Bestehen der DPG Ende nächsten Jahres in Köln, 2. eine Arbeitsgruppe, die sich mit Prozessen gegen Aktionen und pro-palästinensische Meinungsäußerungen, Kündigungen von Palästina-solidarischen Personen, Verboten von Veranstaltungen und Rechtsurteilen Deutsch-Palästinensische Gesellschaft e.V. 2 beschäftigt. Außerdem stellte das Präsidium den Entwurf eines aktualisierten Programms vor.
Save the Date: Jahrestagung der DPG 2026
Die nächste DPG-Tagung wird vom 12. bis zum 14. Juni 2026 im Kloster Höxter stattfinden, diesmal wieder in den renovierten Räumen des koptischen Klosters. Einladungen, Programm und Anmeldeformulare werden allen Mitgliedern im Januar zugestellt werden.
Bitte um Mitarbeit
- Erstens: Referent:innen der DPG:
Hier noch einmal der Appell an unsere Regionalgruppen und Mitglieder. Wir möchten gerne eine Datenbank von Referent:innen aus den Reihen der DPG zusammenstellen, die bereit wären, zu unterschiedlichen Aspekten der Geschichte Palästinas, der aktuellen Situation im Nahen Osten oder der deutschen Nahostpolitik zu referieren. Das können Vorträge zu vielfältigen politischen, kulturellen, juristischen und wirtschaftlichen Aspekten sein. Über eine solche Datenbank können wir uns besser gegenseitig unterstützen und eine breitere Öffentlichkeit erzielen. Wenn Sie jemanden vorschlagen möchten oder selber Themen haben, über die Sie referieren möchten, teilen Sie uns bitte Namen, möglichen Titel und eine kurze Vorstellung des Themas sowie Kontaktdaten des Referenten/der Referentin mit. - Zweitens: Information über Termine und Veranstaltungen
Schicken Sie uns bitte Infos über Veranstaltungen, Aktionen oder Vorträge, die Sie in Ihren Regionalgruppen oder auch in Kooperation mit anderen Netzwerken oder Institutionen planen, damit wir in unserem zentralen Kalender und den sozialen Netzwerken der DPG darauf hinweisen können. Sie können uns auch kurze Berichte über interessante Aktionen schicken, die wir dann in unseren Rundbrief aufnehmen können.
Pläne für Wiederaufbau von Gaza
Der UN-Sicherheitsrat hat, wie wir bereits in der Stellungnahme des Präsidiums erklärt haben, in imperialer Manier den Trump-Plan als Basis für den Wiederaufbau des Gazastreifens abgesegnet. (Siehe dazu die Pressemitteilung unseres Vorsitzenden Nazih Musharbash:
https://dpg-netz.de/wp-content/uploads/Stellungnahmen/Pressemitteilung-
Resolution-zu-Gaza-19.11.2025.pdf)
Nach den Vorstellungen des Trump-Plans soll der Gazastreifen zu einem amerikanischen Protektorat werden, das von einem „Friedensrat“ unter Trump und Tony Blair verwaltet wird. Das Tony-Blair-Institut hat bereits einen Wiederaufbauplan Deutsch-Palästinensische Gesellschaft e.V. vorgelegt, der einer neoliberalen Agenda im Interesse ausländischer Investoren folgt und der Trump-Riviera durch die Hintertür wieder Leben einhaucht. Ähnliche Ziele verfolgen die Pläne der Rand Corporation, des Jewish Institute for National Security Affairs (JINSA), der Vandenberg Coalition und der Plan Gaza 2035 der israelischen Regierung. Diesen Plänen, die alle in die Überlegungen von Donald Trump eingeflossen sind, ist eines gemeinsam: Sie wurden über die Köpfe der Palästinenser hinweg entwickelt. Im Gegenteil: Sind sie ein Instrument der Entmachtung, der Zerstörung palästinensischer Identität und der Fremdaneignung palästinensischer Ressourcen. (Siehe zur Kritik an diesen Projekten: Nur Arafeh and Mandy Turner: Destruction, Disempowerment, and Dispossession: Disaster Capitalism and the Postwar Plans for Gaza; Kerr Carnegie Middle East Center, 24. Juli, 025: https://carnegieendowment.org/research/2025/07/destruction-disempowerment-and-dispossession-disaster-capitalism-and-the-postwar-plans-for-gaza?lang=en)
Auch die Bundesregierung hat in einer ersten Stellungnahme den Anspruch Deutschlands angemeldet, an dem Trumpschen „Friedensrat“ beteiligt zu werden, und Entwicklungsgelder für Gazas freigegeben. Umso wichtiger ist es, dass wir dafür eintreten, dass im Mittelpunkt des Wiederaufbaus Gazas die Bedürfnisse der Palästinenser stehen müssen, dass sie diejenigen sind, die bestimmen müssen, wie Gaza aussehen soll, wo die Prioritäten des Wiederaufbaus liegen sollen, welche Form von Urbanität und Architektur ihrer Identität und ihren Bedürfnissen eines sozialen Zusammenlebens am besten entspricht. Nur die möglichst breite Einbeziehung der palästinensischen Zivilgesellschaft, palästinensischer Architekten und Stadtplaner kann zu Selbstbestimmung der Palästinenser führen.
In unseren Medien und bei unseren Politikern, die die Menschen in Gaza auf Hilfsempfänger reduzieren, findet die Notwendigkeit der Selbstermächtigung der Palästinenser keine Erwähnung. Dabei gibt es palästinensische Ideen und Pläne, wie Gaza aussehen könnte und wie der Wiederaufbau unter Einbeziehung der Bewohner Gazas möglich ist. Nur widersprechen diese Pläne der Trumpschen Logik, weswegen sie totgeschwiegen werden.
Für diejenigen, die sich intensiver mit der Frage beschäftigen, sei hier auf zwei palästinensische Projekte zum Wiederaufbau Gazas verwiesen.
- Das Phoenix-Projekt: ein fortlaufendes, interaktives Projekt, das Architekt:innen, Stadtplaner:innen, Akademiker:innen aus der Westbank, Gaza und der palästinensichen Diaspora und Mitarbeiter:innen der Kommunalverwaltungen und zivilgesellschaftlichen Organisationen in Gaza zusammenbringt: https://phoenix-gaza.org/
- Der „PALESTINIAN ARMISTICE PLAN – Charting a Rights-Based Transition for Palestinian-Israeli Peace”, der von einem Team palästinensischer Experten – Deutsch-Palästinensische Gesellschaft e.V. darunter auch Wissenschaftler aus Gaza – in Kooperation mit der Cambridge University entwickelt wurde: https://cambridgepeace.org/wp-content/uploads/2025/06/Palestinian-Armistice-Plan.pdf
Palästina-Kalender – Spende für Gaza
Auch in diesem Jahr hat unsere Vizepräsidentin Ursula Mindermann in Kooperation mit dem schottischen „Network of Photographers for Palestine“ einen Tischkalender mit zwölf besonderen Fotos zusammengestellt. Die Bilder stammen von Fotografen von Haitham Khatib aus Bil’In in der Westbank sowie Ezzal Zanoon, Abed Zagout, Majdi Fathi und Mohammed al Hajjar aus Gaza.
Einige der Bilder stammen aus der von Ursula Mindermann kuratierten Fotoausstellung „Gaza before and after“. Der Erlös des Kalenders vom letzten Jahr wurde für dringend benötigte Regenplanen für die Menschen in Gaza verwendet. Auch dieses Jahr gehen die Erlöse aus dem Verkauf des Kalenders wieder nach Gaza. Ein Kalender kostet 15 Euro (13 Euro plus 2 Euro für Porto). Zwei Kalender kosten 25 Euro insgesamt. Wir bitten deshalb, mit dem Kalender und auch weiteren Spenden der dramatischen Situation in Gaza zumindest ein wenig entgegenzusetzen. Die Kalender können unter Angabe von Namen und Adresse direkt bei Ursula Mindermann bestellt werden: mindermann@dpg-netz.de.
Die Anzahl der Kalender ist begrenzt- bitte schnell bestellen, sie werden auf jeden Fall vor Weihnachten zugestellt.
Palästina Journal
Das Palästina-Journal Nr. 24 (Dezember 2025) zum Schwerpunktthema „Völkermord in Gaza“ mit eindrucksvollen und ergreifenden Berichten aus Gaza ist fertig und wird in den nächsten Tagen verschickt. Die digitale Ausgabe steht schon jetzt als pdf auf der Webseite der DPG zur Verfügung: https://dpg-netz.de/wp-content/uploads/Pal%C3%A4stinaJournal/palaestina-journal_24.pdf
Buchhinweis
Der Palmyra-Verlag hat posthum ein Buch von Clemens Messerschmidt über die deutschen Wurzeln des Zionismus veröffentlich. Der viel zu früh verstorbene Hydrologe Messerschmitt, der auch immer wieder Vorträge in Veranstaltungen der DPG gehalten hat, arbeitete länger als zwei Jahrzehnte in Projekten im Westjordanland, in Gaza und anderen Ländern des Nahen Ostens. Er galt als der beste Kenner der Wasserproblematik in Palästina und prangerte immer wieder den Raub der palästinensischen Wasserressourcen durch die israelische Besatzung an. In dem jetzt erschienenen Buch widmet er sich einem ganz anderen Thema: dem Einfluss deutscher Kolonialpolitik auf die Gedankenwelt zionistischer Pioniere, und wie dieser bis zur heutigen Staatsräson das deutsch-israelische Verhältnis prägt.
Clemens Messerschmidt: Die deutschen Wurzeln des Zionismus – Zur Entwicklung des Siedlerkolonialismus in Palästina. Palmyra Verlag, Heidelberg, erschienen am 7. November 2025. Das Buch kann für 18 € (portofrei im Inland ab 3 Exemplaren) direkt beim Verlag bestellt werden. Bei einer Bestellmenge von drei Exemplaren beträgt der Einzelpreis 15 €. Wiederverkäufer erhalten einen Rabatt von 20%.
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Unser Einsatz für die hungernden Kinder geht weiter. Ihre Spenden leiten wir direkt an die für Gaza tätigen Hilfsorganisationen. Deutsch-Palästinensische Gesellschaft e.V.
Kontoverbindung:
IBAN: DE90 3706 0590 0000 3392 10
BIC: GENODED1SPK
Spende Zweck: Humanitäre und medizinische Hilfe in Gaza – Palästina