Zwei kleine Notizen im Weserkurier v. 22. und 23. September 2025 sorgten in Bremen für etwas mediale Aufregung. Am Sonnabend wäre es zu mehreren Zwischenfällen gekommen. Ein Mann hätte um 17.10 Uhr einem Teilnehmer einer Mahnwache eine Israel-Fahne entrissen, die Stange zerbrochen und wäre mit der Fahne geflüchtet. Später – während eines „Pro-Palästina“-Aufzuges – sei eine 49-jährige Frau, die sich an der Mahnwache für Israel beteiligte, von einer 31-jährigen mit Wasser überschüttet worden. Die beiden Frauen seien zu Boden gestürzt; die 49-jährige sei von mehreren Beteiligten getreten worden. Die Polizei würde wegen Raubes und gefährlicher Körperverletzung ermitteln.
Für die CDU war gleich alles klar: ein antisemitischer Vorfall! „Wer Menschen angreift, weil sie Solidarität mit Israel zeigen, greift uns alle an.“ So Frank Imhoff, der religionspolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion. Diese hat sofort eine „Berichtsbitte“ für die kommende Sitzung der Innendeputation am 6. November 2025 eingereicht.
Was war wirklich geschehen? Da in der Notiz am 22.09. von einem „Palästina-Aufzug“ die Rede war, womit offensichtlich die große zur gleichen Zeit stattfindende „Free-Gaza-Demo“, organisiert von der Palästinensischen Gemeinde Bremen und Umgebung e.V., gemeint war, versuchte Detlef Griesche, Vorsitzender der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft Bremen e.V., Licht ins Dunkel zu bringen. Eine Befragung von Ordnern und Teilnehmern ergab: kein Teilnehmer der Free-Gaza-Demonstration war an den berichteten Zwischenfällen beteiligt. Außerdem hätten bis zum Schluss der Demo Polizeibeamte – wie üblich – die Demo begleitet. Im üblichen Abschlussgespräch sei nichts Entsprechendes erwähnt worden.
In einem Brief an den Innensenator Ulrich Mäurer bittet Griesche um Aufklärung. „Ich bitte Sie, da wir in Bremen mit der großen Gemeinde der PG und der DPG (fast alle Bremer Bürger mit entsprechenden Rechten) bislang im Gegensatz zu anderen Städten in 98 Demos nie Probleme hatten, mir mitzuteilen, wer wirklich nach endgültigen Erkenntnissen der Polizei dafür verantwortlich war, damit wir bei den Medien eine entsprechende Richtigstellung erwirken können, wie das schon einmal nötig war und zum Erfolg führte. Wir legen trotz allen Schmerzes und Betroffenheit Wert auf friedlichen Umgang und wenden uns gegen jeden Versuch den Ruf der Palästinensischen Gemeinde Bremen und Umland e.v. und Freunde durch unzulässige Assoziierungen zu beschädigen!“
Eine Antwort ist bisher nicht erfolgt. Eine Richtigstellung in den Medien ebenfalls nicht.