Am Dienstag, den 23.September fand im Bremer Kriminaltheater eine spannende Veranstaltung mit Atef Abu Saif statt. Erstmalig arbeitete die Deutsch-Palästinensische Gesellschaft Bremen (DPG) und die Palästinensische Gemeinde Bremen (PGB) mit dem Bremer Kriminaltheater und den Bremer Sujet-Verlag zusammen. Ausgangspunkt dieses neuen Formats unserer Veranstaltungen war der jüngst im Bremer Sujet-Verlag erschienene Roman „Leben in der Schwebe“ von Atef Abu Saif und das Angebot, dies erstmalig im herrlichen Ambiente des Bremer Kriminaltheaters im Bremer Westen, in der Theodorstraße zu veranstalten. Der Abend hatte den Titel: „Lesung und Diskussion über die Entwicklung – die aktuelle Situation – Perspektiven für Gaza und die Westbank“.
Manch eine/ einer wird sich noch erinnern, als im Mai 2016 Atef Abu Saif das erste Mal in Bremen zu einer Veranstaltung war. Er hatte damals als noch unbekannter Autor gerade sein Buch „Frühstück mit der Drohne“ vorgestellt, mit dem er dann weltweit bekannt wurde. Seitdem hat der in Gaza geborene und aufgewachsene Autor mehrere Bücher geschrieben und sogar zwischenzeitlich eine vierjährige Ministertätigkeit in der Palästinensischen Autonomie Behörde aufzuweisen.
Jetzt lebt er im Exil als Wissenschaftler in Italien und schreibt, forscht und berichtet über Gaza und palästinensische Themen von Bedeutung. Es wird spanned werden, die verschiedenen Lebenserfahrungen in verschiedenen Funktionen gerade vor dem Hintergrund des genozidalen Krieges in Gaza zu erfahren. Zu Beginn der Veranstaltung las Atef auf arabisch zur athmosphärischen Einstimmungg eine Passage aus seinem Roman. Der Schauspieler Ralf Knapp vom Kriminaltheater las anschließend eine Passage auf deutsch aus dem Roman, woran sich eine sehr spannende Fragerunde auf dem Podium mit Atef ergab. Als Übersetzer fungierten jeweils unsere DPG-Vorstandsmitglieder Johannes Waehneldt und Frauke Wöltjen.
Im letzten Teil des abends wurde das Publikum einbezogen und unter Moderation von Dr. Detlef Griesche entspann sich eine lebhafte Diskussion zu den unterschiedlichsten aktuellen Fragen zu Gaza. Besonders interessant: die Erfahrungen und Einschätzungen von Atef zur Rolle der Palästinensischen Autonomiebehörde, für die er ja vier Jahre als Bildungsminister in Ramallah gearbeitet hatte, bevor er letztlich Gaza verließ und mit Familie nach Italien zog.
Wir haben bewusst die Chance ergriffen, über den Bremer Sujet-Verlag einen palästinensischen Autor zu gewinnen, der international als Autor seit Jahren bekannt ist und dessen Bücher und Aufsätze persönliche Erfahrungen authentisch vermitteln. Die Veranstaltung im Kriminaltheater hat gleichzeitig die Chance eröffnet, zusätzlich Zugang zu einem Publikum zu gewinnen, das sich nicht unbedingt und primär für die Vorgänge in Palästina interessiert.
Man spürte an diesem Abend deutlich den Schmerz des Autors und die Wut über die Entwicklung. Allerdings formulierte er zum Schluß auch klar, daß Palästina mit seinen Millionen, vor allem auch jungen Menschen trotz aller Unterdrückung nicht untergehen und dass es ohne eine friedliche Lösung mit Gleichberechtigung für beide Völker keinen Freiden im Nahen Osten geben wird.
Atef Abu Saif wurde 1973 in einem Flüchtlingslager in Dschabaliya im Gazastreifen geboren. Er ist aktuell Forscher am europäischen Hochschulinstitut in Florenz. Er war von 2019-2024 palästinensischer Kultusminister in Ramallah. Er lehrte Politikwissenschaft an der Al-Azhar Universität in Gaza und ist Chefredakteur für das Magazin Siyasat, herausgegeben am Institut für öffentliche Politik in Ramallah. Als Autor veröffentlichte er bereits mehrere Romane, die in verschiedene Sprachen übersetzt wurden. Bekannt wurde er durch seinen Roman „Frühstück mit der Drohne“ 2014, in dem er das Erleben während der Kriegsnächte beschrieb und mit dem er u.a. in der engeren Auswahl des „International Prize for Arabic Fiction“ stand. Daneben hat er zahlreiche andere Werke verfasst, darunter Kurzgeschichten und Theaterstücke. Im Anschluss an die Veranstaltung bei und in Bremen wird er noch bei unseren DPG-Regionalgruppen Hannover, Münster, Bonn und Leipzig Veranstaltungen wahrnehmen. Wir werden ihn sicher in einiger Zeit noch mal nach Bremen einladen.
Detlef Griesche (24.9.2025)